Es gibt sie immer, unsere Schatten. Nicht nur die, die sich hinter oder vor uns auf der Straße oder an der Wand abzeichnen, sondern die, die wir oft lieber nicht sehen: die dunklen Seiten in uns, die verborgenen Ängste, die ungelebten Sehnsüchte, die Ecken unserer Persönlichkeit, die wir abwehren oder verleugnen.
In meiner fotografischen Arbeit interessieren mich Silhouetten und Schatten, weil sie das Unsichtbare sichtbar machen. Sie erzählen von Präsenz und Absenz zugleich, von Licht und Dunkel, von dem, was wir zeigen, und dem, was wir verbergen. Ein Schatten ist kein Makel, er ist Teil unseres Ganzen.
C.G. Jung beschreibt den Schatten als den Teil unserer Psyche, der „verdrängt“ wird, der aber existiert und auf Integration wartet. Wer seinen Schatten erkennt und annimmt, öffnet sich für ein tieferes Verständnis seiner selbst. Für mich ist das die eigentliche Inspiration hinter dieser Serie: Ich fotografiere nicht nur das sichtbare Äußere, sondern auch die Spur des Unsichtbaren, die sich in Silhouetten, Formen und Schatten abzeichnet.
Die Bilder laden ein, innezuhalten. Zu betrachten, was sich nur im Umriss zeigt. Den Schatten nicht als Feind zu sehen, sondern als Partner im Spiel von Licht und Leben. Raum für Fantasie.
Vielleicht ist das der leise Moment, in dem wir erkennen: Jeder hat einen Schatten. Und wer ihn annimmt, kann sich selbst vollständig sehen.
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