Das Thema Ida Dehmel - Gründerin der GEDOK, die im kommenden Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert - ließ mich lange nicht los. Ich las ihre Biografie, suchte nach einem Zugang, nach einer Resonanz. Doch erst, als ich auf das Gedicht Das Perlgewebe stieß, begann sich etwas zu bewegen. Ich las es immer wieder. Laut. Leise. Wie ein Gebet.
Was brauchte es?
Einen Spiegel.
Einer war noch da, schwer und groß, so dass ich auf dem Parkplatz um Hilfe bitten musste. Am nächsten Morgen trug ich ihn durch Tau und über Wiesen. Nasse Füße. Die erste.
Das war der Beginn. Und doch: Es sollte sich erst noch etwas wandeln.
Ein lautes Krachen. Ich saß im Zimmer, als ich es hörte. Auf der Terrasse lag der Spiegel, zerbrochen, vom Wind gelöst.
Einen kurzen Moment war ich verzweifelt. Doch dann wusste ich: Es war das Beste, was passieren konnte.
Mit dem Blick auf das Fragmentarische öffnete sich ein Tor.
Der Weg zu Ida.
Sie, die selbst oft zerrissen war, die das Gefühl der Zerrissenheit kannte, es in sich trug.
Aus drei geplanten Bildern wurden sieben in enger Anlehnung an das wundervolle Gedicht.
Alles fügte sich: Idee und Intuition, Plan und Zufall.
Ich trug den zerbrochenen Spiegel durch den Bach, holte mir wieder und wieder eiskalte und nasse Füße. Und während ich die Pläne losließ, folgte ich meinen Eingebungen.
Auch der Rahmen löste sich.
Ein Symbol.
Ich war frei von Erwartung und Vorstellung.
Wie Puzzleteile oder vielmehr: wie die Scherben des Spiegels setzten sich die Fotografien zusammen.
Die entstandenen Fotografien sind eine leise Hommage an Ida Dehmel und ihr poetisches Vermächtnis.
Sie erzählen von Zerrissenheit und Zusammenfügen, von Spiegelungen und Übergängen, von der Freiheit, sich vom Plan zu lösen.
Nun werden sie im kommenden Jahr im Frauenmuseum Bonn zu sehen sein. An einem Ort, der Idas Geist,
ihre Vision von Kunst und die Bedeutung von Spiegelbildern für den künstlerischen Prozess so nahebringt.
Wer mag, ist herzlich eingeladen, die Serie persönlich zu erleben und in das leise Gewebe von Perlen, Licht, Fragment und Intuition einzutauchen.

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